Corona Home Office: 4 Lehren und eine Frage

Irgendwie fühlt es sich komisch an: Seit dieser Woche füllt sich unser Büro so langsam wieder mit Leuten. Für 25% der Belegschaft ist nun „Platz“ (P.S.: Damit man weiß, wann es wie voll wird, ist dieser buchbar über die Buchungsplattform unseres Kunden bookingkit). Das ist zum einen ein toller Erfolg. Zum anderen möchte ich aber auf keinen Fall einfach so in das „neue Normal“ reinstolpern, ohne mir Gedanken darüber gemacht zu haben, was ich aus diesen Wochen des neuen Arbeitens gelernt hab und was noch zu beantworten ist. Hier also vier Lehren und eine Frage. 

Lehre 1: Es ist wirklich Schluss mit Inputorientierung 

Schon als wir Finc3 gegründet haben, haben Tim, Björn und ich gesagt, dass wir „Output-orientiert“ und nicht „Input-orientiert“ führen möchten – sprich: Wichtig ist nicht, wann und wo jemand arbeitet, sondern was dabei rauskommt. Wir finden es supergeil, wenn ein Mitarbeiter einen Monat aus Kapstadt arbeiten möchte oder es so macht wie unsere langjährigste Mitarbeiterin Tanja. Als Hobby-Sommelier schuftet sie während der Weinlese morgens im Weinberg und genießt Nachmittags bei uns die Vorzüge eines Bürojobs. Nicht umsonst gab’s letztes Jahr die Finca3, eine Finca auf Mallorca aus der alle Teammitglieder für  zwei Wochen lang arbeiten durften und deren Nachfolger für dieses Jahr (in Barcelona) schon organisiert war (bevor uns dann Corona in die Quere kam).  

Wenn man dann aber auf 100% Home Office umstellt, ist das noch mal “ein anderer Schnack“. Ich bin sehr stolz darauf, dass das im Grunde ohne irgendwelche Probleme geklappt hat – und das, obwohl diese Zeit für uns alles andere als eine Saure-Gurken-Zeit war. Wir hatten eher mehr zu tun als sonst und unsere Leute haben das super gestemmt. Noch mehr als zuvor gilt deshalb auch weiterhin: Bei Finc3 zählt der Output, nicht wann und wo er generiert wurde. 

Lehre 2: Die Leute müssen wissen, dass Du an sie denkst! 

Es gab ja eine ganze Reihe von Online-Ratgebern, was Führungskräfte tun sollten, um ihr Team „in diesen Zeiten“ zusammenzuhalten. Bei uns folgte das aber alles eigentlich einer einfachen Idee: Die Leute müssen wissen, dass Du an sie denkst. Was immer man mit diesem Gedanken im Kopf umsetzt, hilft dabei, dass die Leute gerne zu einem kommen – und im Ergebnis motiviertere, zufriedenere und treurere Mitarbeiter sind.   

Wir haben diese Idee so umgesetzt, dass in den ersten Home-Office-Tagen alle, die wollten, Monitor und Stuhl nach Hause geliefert bekamen. Dann wurde ein Home-Office-Starterkit mit Teamfoto, Süßigkeiten, einem Schnaps (für die ganz harten Momente) und ein paar anderen Überraschungen nach Hause geschickt. In der Woche danach gab es eine Obstkiste für zusätzliche Brainpower. Letzte Woche hat unsere Feelgood-Managerin Franzi persönlich jedem ein Eis nach hause gebracht und Altkleider mitgenommen. Wöchentlich gab’s Yoga- und Fitness-Kurse per Zoom. Und an einigen speziellen Abenden haben wir dem gesamten Team Drinks und Snacks nach Hause liefern lassen, um dann gemeinsam ein Konzert, bei dem wir extra einen Künstler gebucht haben, über Zoom zu erleben. Wir haben auch regelmäßig per Umfrage abgefragt, wie unseren Leuten all das gefällt – und das Feedback war überwältigend.  

Lehre 3: Sei nicht geizig, wenn es um die Zufriedenheit der Leute geht.  

Habe ich während der Corona-Wochen von „Lehre 2“ berichtet, bekam ich häufig entgegnet: Finde ich gut – aber Ihr konntet das ja auch finanzieren, denn Euer Geschäft läuft ja weiter. Das stimmt zwar auf der einen Seite, auf der anderen ist es aber auch Bullshit. Im Vergleich zu dem, was man an Gehalt investiert, sind ein paar nette Ideen vergleichsweise kostengünstig umzusetzen – und stärken das Gemeinschaftsgefühl doch enorm. In der VWL kennt man ein Phänomen, dessen Name mir nicht einfällt. Einige Menschen, die ein Musikkonzert besuchen, sind nach 100,- Eintritt nicht mehr bereit, die 5 Euro für die Garderobe zu bezahlen – und schwitzen lieber stundenlang während des Konzerts. Hätte man genau diesen Leuten aber nur ein Paket angeboten (105,- Euro für Karte und Garderobe), würden sie darin nie ein Problem sehen. Meine Lehre: Geiz ist in Bezug auf den Teamspirit wirklich Nullkommanull geil! 

Lehre 4: Arbeiten mit schlauen Leuten ist wichtiger als der Kickertisch 

Denn, und das bringt mich zum nächsten Punkt: Ich glaube, dass die Leute sehr gern bei uns arbeiten. Nicht nur, weil Home Office auch vor Corona schon immer möglich,  weil wir im Sommer ein Büro in Spanien für das Team anbieten oder wegen vieler anderer Goodies, sondern vor allem, weil sie es hier mit sehr klugen Leuten zu tun haben.  Unser Team kommt aus über 20 Ländern und besteht aus Kollegen und Kolleginnen, die schon lange in der der Branche sind, aber (und darauf sind wir wirklich stolz) auch aus Leuten, die einen ganz anderen Background haben und die auf eCommerce, Business Intelligence oder Performance Marketing „umgeschult“ haben. Schon immer achten wir darauf, dass wir "fast learners" einstellen, die in der Lage sind, sich schnell in neue Themen einzuarbeiten und den Anspruch haben, dort die Besten zu sein und die jeden Tag ziemlich gute Ideen für unsere Kunden zusammentragen. Manchmal funktionieren diese Ideen auch nicht so gut wie erwartet, aber dann sorgen die ganzen schlauen Leute dafür, dass das Team sowie der Kunde etwas daraus lernen kann. So hat man stetig das Gefühl, von der Intelligenz der Masse zu profitieren.  Bei aller Diskussion um New Work: Dieser Austausch mit klugen Leuten ist wichtiger als jeder Kickertisch und jeder fancy Workplace (den wir aber natürlich trotzdem bieten ;-))

Frage: Und wie war das mit dem Purpose? 

Eine Frage konnte allerdings auch die Corona-Zeit noch nicht perfekt beantworten: Was ist eigentlich unserer Purpose? Wir versuchen in den vergangenen Jahren wirklich intensiv, unsere Leute bei ihren persönlichen Herzensprojekten zu supporten. Wir geben ihnen Zusatz-Urlaub für gemeinnützige Arbeit, verdoppeln Spenden an bestimmte Institutionen usw. Aber wenn ich mir die Ergebnisse der jährlichen Mitarbeiterbefragung anschaue, dann bekommt eine Aussage immer nur durchschnittliche Zustimmungswerte – die Aussage: „Meine Arbeit vermittelt mir Sinn!“. Es stimmt, einerseits ist es “nur Online Marketing”, andererseits aber helfen wir vielen Unternehmen dabei, profitabel zu wachsen und damit auch Arbeitsplätze zu sichern.  Mich treibt die Frage um: wie können wir unserer Arbeit noch mehr Sinn geben und das auch für alle transparent und nachvollziehbar machen. Dieses Thema, so scheint mir, ist ein gutes, um es nach dem Hochfahren anzugehen. Mit den vielen klugen Brains, die jeden Tag starken Output geben und denen ich dafür sehr dankbar bin.  

 

Ich freu mich darauf, möglichst bald in ein neues Normal zu starten. Danke für den Zusammenhalt der letzten Wochen! 

jan bechler