Der Angriff von Instagram auf Snapchat: (k)ein schlauer Schritt?

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Instagram führt die Funktion der Stories ein und greift Snapchat an. Was bedeutet das für Marken und Nutzer?

Heute hat Instagram, eines der größten Social Networks der Welt einen entscheidenden Wandel in seiner Produktstrategie verkündet: in den nächsten Wochen wird global das Feature der so genannten "Stories" ausgerollt.

Schon der Name erinnert an eines der "new kids on the block", nämlich an Snapchat, das soziale Netzwerk, das in den letzten Monaten auch in Deutschland langsam aber sicher den Tipping Point erreichen zu schien, sich insbesondere bei jungen Zielgruppen eine stark wachsende Nutzung erfährt und auch immer mehr von Marken entdeckt wird. 

Was können die Instagram Stories und was ist von Ihnen zu halten?

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Mit der Story-Funktion kopiert Instagram in weiten Teilen das Kern-Feature von Snapchat: Nutzer können Videos in kurzen Sequenzen aufnehmen, diese schnell und wenig aufwändig mit verschiedenen grafischen Effekten "verzieren" und so ihren Tag dokumentieren bzw. Geschichten zu erzählen. Das wichtige hieran: alle diese Inhalte sind nur 24 Stunden verfügbar.

Damit ähneln die wichtigsten Funktionen nahezu 1:1 denen von Snapchat. Ein Indikator dafür, wie ernst Instagram und Facebook die Konkurrenz von Snapchat nehmen.

Nicht ohne Grund hat Facebook bereits vor einigen Jahren mehrere Milliarden Dollar für Snapchat geboten, was Snapchat jedoch abgelehnt hat und wohlmöglich bereuen könnte, wie Christoph Magnussen und ich bereits vor einiger Zeit gemutmaßt haben

Was bedeutet diese Produkt-Neuheit für Instagram und für die Nutzer?

Zunächst einmal zeigt sich auch hier, dass der Trend zu digitalen Bewgtbild-Inhalten deutlich verstärkt. Auch Instagram wird (noch) mehr zu einer Video-Plattform werden.Durch die Anbindung an Facebook und das Aufsetzen auf eine hohe bestehende Reichweite stehen die Chancen für Instagram sicher gut, das neue Feature schnell und erfolgreich in den Markt zu drücken. 

Und anders als bei Snapchat bietet Instagram Nutzern eine sehr viel bessere Möglichkeit, die Accounts von Freunden aber auch Marken zu finden und zu entdecken als dies bei Snapchat der Fall ist. Der Aufbau von Reichweite und Followern wird dadurch sicher deutlich erleichtert. Auch die Anbindung an das bereits (im Gegensatz zu Snapchat) ausgereifte Advertising-System erlaubt es Marken sehr viel besser, dieses Umfeld als Werbekanal zu nutzen als dies (heute) bei Snapchat möglich ist.

Wo liegt das Risiko?

 Die Motive für diesen Schritt aus Sicht von Instagram sind schnell erahnbar: die Rolle als Bewegtbild-Plattform auszubauen und sich aggressiv gegen einen potenziellen neuen Wettbewerber zu positionieren.

Aus meiner Sicht birgt der Schritt jedoch ein signifikantes Risiko. Wo lag bisher die Stärke und Einzigartigkeit von Instagram? Ganz eindeutig war es die Stärke als sehr visuell getriebener Kanal. Instagram lebt von schönen Bildern. Von visuellen Eindrücken, die Situationen, Gefühle, Momente und Marken optisch attraktiv und ansehnlich inszenzieren.Dies ist eben genau das Gegenteil von Snapchat, das davon lebt, dort Momente, Marken und Erlebnisse sehr authentisch, aber eben auch ungeschönt zu zeigen. Schnelligkeit und Authentizität gehen hier vor Perfektion, zumal Contents eben auch nur 24 Stunden verfügbar sind.

Und genau hier entsteht der Konflikt: auf der einen Seite ist Instagram die "schöne, visuell ansprechende" Plattform, die genau dafür von ihren Nutzern geschätzt wird. Auf der anderen Seite entsteht nun ein Feature, das dieser Stärke offenkundig genau entgegensteht und sie verwässert.

Der Einfluss auf den Erfolg und das weitere Wachstum von Instagram bleibt abzuwarten. Gleichzeitig wird es spannend sein, zu sehen, wie sich Snapchat in dieser neuen Konkurrenzsituation verhalten wird.

HRjan bechler