4 Gründe, warum deutsche Marken in China aktiv werden sollten
China galt in der westlichen Welt lange vor allem als Produktionsstandort für Billigprodukte. Das hat sich deutlich verändert: China ist laut auswärtigem Amt vor Frankreich und den USA Deutschlands wichtigster Handelspartner. Viele klassische Markenhersteller haben den Sprung nach China und auf die dortigen eCommerce-Marktplätze noch nicht gewagt. Doch es gibt Gründe, diese Zurückhaltung zu überdenken.
Der Markt ist krass
Auch wenn es eine Plattitüde ist, muss man es trotzdem immer wieder sagen: Der chinesische Markt ist groß, unfassbar groß. Statista schätzt den chinesichen E-Commercemarkt 2021 auf 2,9 Billionen, 2022 auf 3,4 Billionen und 2023 auf mehr als 4 Billionen US-Dollar. Waren im Wert von mehr als 30 Mrd US-Dollar wurden laut Statista allein am Singles‘ Day 2018 – einem Shopping-Event ähnlich Black Friday – über die Plattform Alibaba umgesetzt. Auch wenn es sicher ungewohnt ist, sich mit so einer fremden Kultur auseinander zu setzen – einfach ignorieren kann angesichts dieser Zahlen keine Strategie sein.
Westliche Marken sind gefragt
Chinesische Kunden mögen westliche Produkte, zumindest diejenigen, die dem Premium- und Luxussegment zugehörig sind. Volkswagen verzeichnet laut Automobilwoche heute 50% seines Absatzes im Reich der Mitte, Unternehmen wie Rimowa profitieren ebenfalls. Und auch Marken im Beauty- und Pflegesektor melden starke Zuwächse. Die chinesischen Kunden mögen europäische und westliche Produkte, zumindest diejenigen, die sie als High-End-Produkte wahrnehmen. Die Marke „Made in Germany“ hat besonders hohes Ansehen. Chinesische Kunden kaufen nach dem Sanduhrenmodell – entweder ganz unten oder ganz oben auf der Preis-Skala.
In China kann man den Handel von morgen testen
Als Amazon erst einen kassenlosen Markt in den USA eröffnete, hatte JD.com in China schon 20. Und während bei Whatsapp lustige Videos in Gruppen das Ende der Fahnenstange sind, kann man mit dem chinesischen Konkurrenten WeChat bezahlen – und der Großteil der Chinesen tut das auch. Wer wissen will, wie Konsumenten morgen in der westlichen Welt einkaufen, sollte nach China schauen. Selbst Bettler in Shanghai bieten ihren Kunden die Möglichkeit, online zu bezahlen – über einen QR-Code. Natürlich ist es keine „gemähte Wiese“, in so einem Markt zu bestehen – aber wer sich mit der richtigen Hilfe heute den chinesischen Markt erschließt, hat morgen weltweit Vorteile.
Einfacher zu erreichen, als man denkt
Nun werden einige sagen: Schön und gut – aber deshalb macht es noch lange keinen Sinn, tausende Kilometer entfernt massenhaft Geld zu verbrennen, bevor man auch nur eine Zehenspitze in die Tür bekommt. Aber genau hier liegt ein wichtiger Irrtum: Über eCommerce-Marktplätze können deutsche Unternehmen heute nahezu genauso einfach nach China verkaufen wie chinesische nach Deutschland. Nur die Plattformen sind andere. Während eBay oder Amazon in China keine Rolle spielen, findet das Geschäft dort auf ihren Pendants wie Tmall und JD.statt. Diese Plattformen funktionieren aber bei Weitem nicht genauso wie Amazon & Co, weshalb man einen Experten an seiner Seite braucht. Spezielle Agenturen managen das Geschäft, auf Tmall beispielsweise brauchen Marken einen lizensierten Tmall Partner an ihrer Seite. Marketing auf den Plattformen braucht genauso spezielles Know-how wie Zoll, Steuern und Logistik. Und ohne Chinesen an seiner Seite, die die Kultur verstehen und in der Landessprache verhandeln und Probleme lösen können, ist ein erfolgreicher Markteintritt nahezu unmöglich. Aber trotz allem, es ist durch das Wachstum der eCommerce-Marktplätze einfacher als je zuvor, auf dem chinesischen Markt Handel zu betreiben. Insofern sollten Unternehmen das Thema auf jeden Fall einmal durchdenken und sich den richtigen Partner an ihre Seite holen.